WAHRSCHAUER-Gig-Party 2024 mit HASS & LEISTUNGSTRÄGER!
Review der Woche: HUMAN EATING MONSTER - "Asymmetry"
Review der Woche: HOME FRONT – "Games Of Power"
Review der Woche: THE EVERETTES – "Soul Steps"
Videointerview mit HAERESIS
Krieg in der Ukraine:
previous arrow
next arrow
ArrowArrow
Slider

ultraviolenceSuper 8-Filme für die Ohren

Nach einer eher wenig beachteten, 2011 veröffentlichten, selbst produzierten Songsammlung legte Lizzy Grant aka LANA DEL REY mit ihrem ersten regulären Longplayer „Born To Die“ gleich mal einen Millionenseller hin. Kein Wunder, denn nicht nur ihr Image als todessehnsüchtige Film-Noir-Queen ist faszinierend, sondern auch ihre einzigartige Stimme, die mal gelangweilt, mal desillusioniert-gebrochen oder an anderer Stelle Lolita-lasziv daherkommt. Zudem hat die junge Dame auch musikalisch einiges zu bieten und schreibt tolle melancholische, zeitlose Popsongs, die es durchaus mit 50er/60er Jahre

Klassikern aufnehmen können.

Insofern ist es ganz passend, dass sie sich selbst schon als „Gangsta Nancy Sinatra“ bezeichnet hat. Nichtsdestotrotz war das Smashhitalbum „Born To Die“ ambivalent, denn es gab neben guten Songs und den Über-Popsongs „Video Games“ und „Summertime Sadness“ auch Ausreißer, bei denen Del Rey es mit ihrem Daddy’s Little Girl-Gestus und zeitgenössischem Pop-Zuckerguss übertrieben hat. Dementsprechend gespannt war ich auf dieses Nachfolgealbum, denn immerhin hat sich „Born To Die“ wie geschnitten Brot verkauft und es wäre ja möglich gewesen, dass die Sängerin so weitermacht. Dies ist glücklicherweise nicht der Fall. „Ultraviolence“ hat im Gegensatz zu „Born To Die“ wirklich Albumcharakter, nicht den einer Sammlung von Songs unterschiedlicher Qualität. Die Songs passen perfekt zusammen und vor allem hat Madame produktionstechnisch alles richtig gemacht, indem sie den BLACK KEYS-Gitarristen Dan Auerbach anheuerte. Dieser reduzierte die modernen Pop-Beat- und Instant-Streicher Klänge und den ganzen Zuckerguss des ersten Albums, arrangierte klassischer, erdiger, inszenierte als Gitarrist besonders die Gitarrenparts toll, mal minimalistisch-edel, wie bei der Single „West Coast“, mal mit knarzig-schrägen Stromgitarren, wie bei „Money Power Glory“ und veredelte das Album zu einem modernisierten, düster-melancholischen 50er/60er-Jahre-Retro-Popjuwel. LANA DEL REY bezeichnet die Songs als „Super 8-Filme für die Ohren“. Auch dies ist ein passender Vergleich. Super 8-Filme à la David Lynch, möchte man hinzufügen. Chapeau!

(Vertigo/Universal Records - VÖ: 13.06.2014)