JOHANNES_HEESTERSKein Nachruf

 

Nun konnten die Boulevard-Zeitungen aufjaulen und die linken Publikationen ein „endlich“ in die Zeilen ihrer Nachrufe pressen. Endlich ist der älteste aller Nazikünstler gestorben. Aber nicht einfach so, sondern am 24.12. 2011 zur besten Feierzeit. Den Deutschen sind in den nächsten 108 Jahren die Weihnachtstage so richtig schön verhagelt, mit Erinnerungen, noch schleimigeren Fernsehprogrammen und in allen Heimatsendern einschlägigen Hitzusammenstellungen. Der JH (bitte hier keine Buchstabendrehung) hat das mit Absicht gemacht.

Tja, warum wurde unser Johannes Heesters aber auch von den niederländischen Nachbarn so brüskiert. Konnten sie ihn nicht einfach wieder in ihre Arme nehmen und sich an uns Deutschen ein Beispiel nehmen? Nee, da begrüßen sie ihn 1993 bei einem Auftrittsversuch im Amsterdamer Carré-Theater mit dem Hitler-Gruß, jagten ihn davon und begleiteten 2008 den ersten richtigen Auftritt in den Niederlanden mit Protesten und Schmähgesängen. Auch Königin Beatrix ließ sich nicht von dem Operettenonkel einlullen, sie lud ihn von einem königlichen Bankett wieder aus, zumal Heesters in einem Interview behauptete, der 'Hitler sei ein anständiger Mensch gewesen'. All die dummen Deutschen, die nichts vom Krieg gelernt hatten und die Judenvernichtung, die Zerstörung der europäischen Kultur am liebsten vergessen wollten, feierten gleich nach einigen Aufräumarbeiten den Heinz Rühmann, die Leni Riefenstahl und natürlich den Charmeur und Lustbolzen Johan Marius Nicolaus Heesters.

 

Am 5.12.1903 kam Heesters im niederländischen Amersfoort zur Welt und begann 1935 in Berlin, seine unendlich dauernde Karriere als Frauenschwarm, mit weißem Schal, Zylinder und Frack. Bald konnte er sich als Liebling von Joseph Goebbels bezeichnen und in allen möglichen und unmöglichen Durchhalterevuen mitspielen. Da er aber nicht mit seiner Arbeit zufrieden war, obwohl er im Kino in „Die lustige Witwe“, „Gasparone“, „Hallo Janine“ und „Csardasfürstin“ durchs Bild tanzte, sang und schauspielerte, schickte er an den Hinkefuß einen Brief mit der Bitte um mehr Hauptrollen. Dieses lächerliche Schreiben trug am Ende ein kräftiges „Heil Hitler“.

Bis zu seinem Tode erzählte der Schmierenkomödiant allerdings, dass er 'mit der Ideologie der Nazis und ihrem Rassenwahn' nichts anfangen könne. Auch ging er gerichtlich gegen die Behauptung vor, dass er vor dem Wachpersonal des SS Dachaus aufgetreten sein sollte. Bis kurz vor seinem erlösenden Tode spielte der „singende Nazi“, wie ihn die Niederländer gerne bezeichneten, in Fernsehrollen, gastierte in Theatern und trat in verschiedenen Shows auf. Schnell wieder vergessen sollten wir: „Mein Schwester und ich“, „Zwei Münchner in Hamburg“, „Zweikampf“ und „Casanova auf Schloss Dux“. Für den ganzen Schauspielerscheiß erhielt er acht Bambis und ungezählte weitere nationale Auszeichnungen. Noch 2008 gab er in Hamburg, in einem Stück von Rolf Hochhuth, einen greisen König und im vergangenen Jahr feierte er in Erfurt, das bekanntlich ganz in der Nähe von Jena (Neonazis!) liegt, seinen 107. Geburtstag mit den Liedern seines Lebens und seinem besten Song „Ich knüpfe manch zarte Bande“. Auch im Nachbarort Gotha weilte Heesters häufig, da sich der dortige sozialdemokratische Bürgermeister als totaler Fan outete.

 

Nun endlich kann seine 45 Jahre jüngere Frau Simone Rethel-Heesters, die ihn bereits mit 16 Jahren bewunderte und verfolgte, das Erbe verjuxen, denn die Jüngste ist sie auch nicht mehr. Von 1965 an war sie immer in Heesters Nähe, wurde sogar so etwas wie Schauspielerin und konnte ihn schließlich 1993 in allen Anklagepunkten schuldig sprechen und vor den Traualtar zerren. Danach trat Simone Rethel-Heesters gerne mit Heesters auf, pflegte ihn mehr oder weniger und hoffte immer vergeblich auf ein Ende mit Schrecken.

 

Freuen wir uns gemeinsam mit allen Antifaschisten, verbrennen schnell noch einige gar mächtig trauernde Zeitungen und gehen schnell zum Tagesgeschäft über. Rot Front.