BAND: DAN SARTAIN
ALBUM:

LABEL: One Little Indian/Rough Trade - VÖ: 19.02.2016
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Zuletzt aktualisiert am: 22. Februar 2016

DAN SARTAIN sorgt einmal mehr für große Überraschung. Auf seinen ersten drei Alben zelebrierte er noch Rock´n´Roll und Rockabilly. Dann verblüffte Sartain auf dem 2012er Album „Too Tough To Live“ mit Punkrock à la RAMONES, nur besser als die RAMONES selbst. Zuletzt würfelte er auf dem großartigen 2014er Werk „Dudesblood“ Songs verschiedenster Stile, von Punk, Edel-Pop, Rockabilly bis Country zusammen – und erstaunlicherweise funktionierte die scheinbar krude „Kompilation“ unterschiedlichster Songs sehr gut.

Nun veröffentlicht DAN SARTAIN mit „Century Plaza“ ein reines Elektropop-Album und huldigt damit den Protagonisten des Genres aus den frühen 80er Jahren. Das Album startet mit dem Cover seines eigenen Songs „Walk Among The Cobras“, vom Debüt. Der Song kommt mit Sprechgesang und Sequencer-Geblubber entschleunigt daher und klingt in dieser Version wie völlig anders. Es folgt „Cabrini Queen“, dass mit düsterer Monotonie und dissonanten Störgeräuschen an FAD GADGET erinnert, der gerne mit disharmonischen Effekten und Industrial-Elementen arbeitete.

Dann nimmt „Century Plaza“ Fahrt auf, indem Sartain SUICIDE und ALAN VEGA mit einer tollen, kraftvollen Neuauflage von Vega’s „Wipeout Beat“ huldigt. „Black Party“, im Anschluss klingt ähnlich manisch wie der Post-Punk-Darkwave von LOST SOUNDS, dem Bandprojekt des leider viel zu früh verstorbenen JAY REATARD. „Sinking In The Shallow End“, mit fanfarenartig-mächtig-voluminösen Synthieklängen hat etwas vom Elektropop-Duo YAZOO, des Ex-DEPECHE MODE-Mitglieds VINCE CLARK. „Do You Hear My Voice“ und der letzte Song „Feigning Ignorance“ klingen schließlich wie die frühen DEPECHE MODE selbst.

Der beste Song des Albums ist allerdings eindeutig „First Bloods“, denn hier kommt Sartains regelrecht geniales musikalisches Händchen wie immer dann zum tragen, wenn er das Konzept verlässt – in diesem Fall ein Album, dass seinen Lieblings-Synthie-Bands huldigt – und der Kreativität und seinem speziellen Humor freien Lauf lässt. So kombiniert er einfach die zwei musikalischen Metiers Synthiepop und Metal, die sich in den 80ern Spinnefeind waren, inklusive True-Metal-Gitarrensolo. Unerwartet funktioniert das perfekt und macht „First Bloods“ zu einer wunderbaren „Coming-Of-Age-Hymne“, die im Ohr bleibt.

„Century Plaza“ ist insgesamt ein tolles, unterhaltsames Minialbum. Mit 34 Spielminuten ist es wie schon die letzten Werke kurz und bündig. Die Bandbreite seiner musikalischen Vorlieben ist jedenfalls groß. Vor einigen Jahren outete er sich uns gegenüber nicht nur als Fan von (den offensichtlichen) ELVIS PRESLEY und JOHNNY CASH, sondern auch von CHUCK BERRY, JAY REATARD, ALICE COOPER, SONIC YOUTH, BAUHAUS und sogar dem WU-TANG-CLAN.

Wer weiß, vielleicht wartet er als nächstes mit einem Hip-Hop-Album auf?

Jo Neujahr
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