BAND: STEVE ALLEN
ALBUM:

LABEL: Labelship / Righteous Anger – 06.12.2013
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Zuletzt aktualisiert am: 05. März 2014

Früher war man als Ossi immer angenehm überrascht, wenn im Briefkasten plötzlich ein Kärtchen aus dem bösen Westen lag, oder sogar das Postauto ein Paket aus gleicher Richtung brachte. Jetzt ist das nicht mehr so wichtig, bis zu einem Montag vor wenigen Wochen. Im Briefkasten lag ein lustig in gelbes Bastelpapier eingeschlagenes Etwas, das aus dem Vereinigten Königreich stammte. Einen dicken Brief mit der Königin vorne drauf hatte ich doch noch nie bekommen. Nach dem schnellen Aufriss entpuppte sich das Etwas als eine CD aus Sheffield vom Musiker Steve Allen. Herrlich, was für Zeugs. Der 29jährige Musiker brachte mir akustischen FolkPunk in die Bude. Die zwölf Songs nahm er als Homeproduktion auf und spielte Bass, Schlagzeug, Mandoline und Charango selbst. Wer die Ohren spitzt, kann sogar eine Keksdose, verschiedene Topfdeckel und ein Flightcase vernehmen.

Man kann nicht glauben, dass Steve Allen erst 29 Jahre alt ist, denn seine Stimme klingt nach 40 Jahre Whiskeyspülung, trocken und verstaubt, ziemlich knorrig und herrlich verrückt. Die heraus gebrüllten Lieder machen deutlich, dass ihr Interpret mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg bleibt, sondern immer das Schlechte in der Welt erkennt und es allen mit Musik erzählt. Wütend krächzt und schreit er über die Falschheit in der Welt, über die verdammte Konsumverblendung, über Ausgrenzung und den täglichen Rassismus. Da alles immer mehr dem Roman „1984“ von George Orwells ähnelt, ist es nur verständlich, dass Allen auf diese Beobachtungen verweist und im Song „Orwells Dream“ noch einmal genau darstellt. Wir werden überwacht, zum Krieg gezwungen, werden von Werbung und schlechten Zeitungen zugemüllt und gefügig gemacht und können am Ende froh sein, dass uns der Staat so gut „beschützt“.

Auf diesem Werk präsentiert der Musiker, der ansonsten mit einer vierköpfigen Band durch die Lande zieht, eine harte Mischung aus Punk und Rock’n‘Roll mit einem Hauch aus Folk und Blues. Gleich mit dem zweiten Song „Mentally Ill“ springt man erschreckt auf, tanzt wütend und nimmt die Intensivität der dargebrachten Songs ganz in sich auf. Steve Allen passt gut in deutsche Klubs (Achtung: Bald bei uns auf Tour!) und hoffentlich auch bald als Einheizer verschiedenster Punkbands, die die großen Säle der Nation bespielen.

TIPP: Interview und Samplertrack im neuen WAHRSCHAUER #63!

ThoBe
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