BERTOLT BRECHT
Prosa

Suhrkamp Quatro Berlin – VÖ: 15.07.2013
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Zuletzt aktualisiert am: 01. Januar 2014

Im Moment ist in der Presse mehr über den Suhrkamp-Verlag im Allgemeinen zu lesen, als über dessen Neuerscheinungen. Da geht es um eine angebliche Insolvenz, um Streitigkeiten zwischen den Besitzern, Vorständen und Aktionären. Wer rettet wen und wann und überhaupt.

Lassen wir das Geplänkel aus dem Spiel und wenden uns lieber einem herrlich dicken Buch zu, das man bereits auf der vergangenen Buchmesse beim Stand des Verlages bewundern und in den Händen wiegen konnte. Es geht um die mehr als 1780 Seiten von Bertolt Brecht.

Der 1898 in Augsburg geborene Schriftsteller begann bereits mit 15 Jahren literarisch zu arbeiten. Er schrieb fast im Alleingang eine Schülerzeitung, verfasste unablässig Gedichte und entwarf erste Dramen. Schließlich veröffentlichte er Texte über den 1. Weltkrieg, Reiseerlebnisse, entwickelte Prosatexte und dichtete immer weiter. Erste Erfolge hatte Bert Brecht 1923 in München, als er gemeinsam mit Karl Valentin den grotesken Film „Mysterien eines Frisiersalons“ entwickelte und als Regisseur der Münchner Kammerspiele in Erscheinung trat. Nach mehreren Liebelein heiratete der deutsche Dramatiker schließlich 1929 die Schauspielerin Helene Weigel. Mit seiner Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ wandte sich Brecht den musikalischen Stücken zu. Er begründete das epische Theater. In den folgenden Jahren entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit Kurt Weill, mit dem er auch das jetzt immer noch regelmäßig aufgeführte Theaterstück „Die Dreigroschenoper“ auf die Bühne brachte. Zur selben Zeit lernte er Hanns Eisler kennen, der zum wichtigsten Komponisten seiner Stücke und Gedichte wurde.

Die Faschisten verboten Brechts Bücher und jagten ihn aus Deutschland. Er flüchtete über Prag, Wien, Zürich nach Paris. Schließlich wanderte er 1941 nach den USA aus, wo er aber nicht richtig Fuß fassen konnte, da die US-Amerikaner nur wenig an seinen Arbeiten interessiert waren. Nach dem 2. Weltkrieg ging Brecht zurück nach Berlin und übernahm das „Deutsche Theater“ und arbeitete an der Berliner Volksbühne. Diese Zeit machte ihn unsterblich, da er viele eigene Stücke inszenierte und die wichtigsten Prosaarbeiten schuf. Unvergesslich bei allen Ostdeutschen die Aufführung der „Mutter Courage und ihre Kinder“ mit der überwältigenden Helene Weigel in der Hauptrolle.

Nun also gibt es sämtliche Prosa des wichtigsten deutschen Autors des 20. Jahrhunderts versammelt in einem Band. Da steht er nun auf sehr dünnen Seiten: der „Dreigroschenroman“, der der gleichnamigen Oper nachempfunden ist. Jede Menge Romanfragmente und Entwürfe sind erfasst, dann die proletarischen Anekdoten, die Kurzgeschichtensammlung über den „Herrn Keuner“ und schließlich die unvergesslichen „Kalender Geschichten“, die voller Ironie und Intelligenz sind. Und ja, dann gibt es noch das Prosastück „Der kaukasische Kreidekreis“ und die „Wanderungen der Gerechtigkeit“. Alles in allem liegt für uns ein wunderbares Stück Literatur bereit, das Lesebegeisterte unbedingt besitzen sollten. Man muss dieses Buch nicht nacheinander durchlesen, was sowieso nicht möglich sein wird, da einige Fragmente verwirrend sind. Aber einfach mal mit dem „Dreigroschenroman“ beginnen, dann mit den Kalendergeschichten fortsetzen und sich vor dem Einschlafen an den Anekdoten erfreuen. Am Ende möchte man immer noch mehr von Berthold Brecht lesen. Hier dann einfach die Gedichte besorgen.

ThoBe
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