BAND: TOXOPLASMA
ALBUM:

LABEL: Aggressive Punk Produktionen / Edel - VÖ: 15.11.2013
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Zuletzt aktualisiert am: 03. Juni 2014

Wie beginnt man die Review einer Band, die in ihrer Gründungszeit Punkrockgeschichte geschrieben hat und danach 20 Jahre lang kein Album veröffentlicht hat? Zuerst muss man sagen, daass ich nicht mehr mit einem Album der Gruppe um Wally Krawalldorf gerechnet habe, auch wenn sich in letzter Zeit die Gerüchte über ein neues Album verdichteten.

Nun ist es also erschienen und muss sich natürlich in vielerlei Hinsicht vergleichen lassen. Einmal der Vergleich zu den alten Scheiben von TOXOPLASMA und dann den Vergleich zu den Deutschpunk-Scheiben der Jetztzeit.
Die Band hat sich 1980 gegründet und einen entsprechenden zeitlichen Background. Das merkt man der Musik an. Die Aufnahme ist fett, jedoch nicht übertrieben, sondern eher kräftig. Die sägenden Gitarren, der aggressiv, leicht keifende Gesang von Wally und das treibende Schlagzeug geben den Songs die Härte, die sie brauchen. Und schließlich hat Wally höchstpersönlich das Album produziert. Wer, wenn nicht er, weiß wie die Band klingen muss? Das Ergebnis kann sich sehen und vor allem hören lassen. Der Gesang hätte vielleicht etwas deutlicher herausgearbeitet werden können, aber das wäre wahrscheinlich auf Kosten der Aggressivität gegangen. Punk lebt von Aggressivität.


Die Texte sind so, wie man sie von TOXOPLASMA erwartet. Hart, direkt, die Missstände nicht anprangernd, sondern sie schreien regelrecht in die Wunden der Gesellschaft hinein. Von der Rhythmik her
erinnern sie an die alten Alben, daran wurde nichts geändert. Die Themen behandeln ebenfalls nichts Neues. Allerdings ist es die Interpretation durch die Band, die einen aufhorchen lässt. Schließlich bringt jeder die Missstände etwas anders auf den Tisch. Die Sprache von TOXOPLASMA ist eine Ergänzung, die sich lohnt und die wichtig ist!

Dem Album ist die Sozialisierung der Band anzumerken. Diese fand zu der Zeit statt, als die Mauer noch stand, die 68er die Gesellschaft versuchten umzukrempeln, die Hausbesetzungen auf ihrem Höhepunkt waren und die Altnazis immer noch was zu sagen hatten. Man mag mir verzeihen, aber ich finde die Band ist in gewisser Weise in den 80er und 90er Jahren stehen geblieben. Das zeigt sich am Design des Covers, an der Farbwahl und natürlich auch an den Texten. Als Beispiel soll “FickenFickenFicken“ dienen: Hier wird der Versicherungsvertreter der Hamburg-Mannheimer (mittlerweile ist diese in dem Großkonzern ERGO aufgegangen) aufs Korn genommen. Ich bin mir sicher, dass die jüngere Generation den Ruf des Hamburg-Mannheimer-Vertreters gar nicht kennt. Wir Alten wissen schon Bescheid und da ich auch zu der Generation 30+ gehöre, hatte ich ein wissendes Grinsen im Gesicht. Wobei der Versicherungsvertreter hier auch nur als Metapher steht. TOXOPLASMA verleugnen ihre Herkunft und Zeit nicht, wäre auch komisch, wenn sie das tun und versuchen. wie eine junge Punkband zu klingen. (Daher möchte ich meine Anmerkung nicht als Kritik, sondern als Feststellung verstanden wissen).


TOXOPLASMA bringen mit “Köter“ eine Platte auf den Markt, die sicherlich wie ihre vorigen auch in 20 Jahren noch mit allgemeingültigen Texten aufwarten kann. Sie ist eine Scheibe, die viel aussagt und auch in Zukunft bedeutend sein wird. Ich verneige mich vor Wally und seinen Bandmitgliedern.

Die Veröffentlichung gibt es auch als limitiertes Farb-Vinyl und die CD-Erstauflage kommt mit exklusivem Neon-Sticker (Hell Yeah!).

TIPP: Interview im nächsten WAHRSCHAUER!

Frank
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