BAND: ROCK'N'ROLL STORMTROOPERS
ALBUM:

LABEL: Hulk Räckorz – VÖ 08.04.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 18. April 2011
Meine Mitbewohnerin war dafür verantwortlich, dass ihr Poster jahrelang eine Wand unserer WG zierte, allerdings nur hinter einer Schiebetür. Man musste es also nicht immer anschauen, sondern konnte einfach die Tür, die vom Flur in den Eingangsbereich der Wohnung führte, öffnen, um die ROCK'N'ROLL STORMTROOPERS verschwinden zu lassen. Das Poster, muss man dazu wissen, zeigte das Cover ihres Debüts „On Fire“, war mit Absicht richtig beschissen gemacht - das aber überzeugend und damit lustig. Zumindest ab und zu, deshalb die Schiebetür. Es zeigte die vier Sindelfinger in ausgelassener Stimmung mit einer Riesenexplosion im Hintergrund, Hotpants und Westen aus Jeans tragend. Das gleiche tragen sie auch auf dem Cover ihres neuen Albums „Kings In Jeans“, von dem nun erstens klar sein sollte, warum es so heißt, und zweitens, dass es wahrscheinlich wieder ein Poster davon geben wird, welches ich mir nicht mehr an irgendeine Wand hängen werde. Den Grund dafür versuche ich im Folgenden darzulegen: All die Jahre hatte ich mir vorgestellt, wie wohl die Musik zu dem Plakat in meiner Wohnung klingen würde. Aus irgendeinem Grund bin ich nie auf die Idee gekommen, im Internet nach ihr zu suchen. In der ganzen Zeit baute sich eine Erwartungshaltung auf, die nun mit „On Fire“ leider brutal enttäuscht wurde. Machen wir's kurz: Stilistisch sind die 12 Stücke irgendwie schon rock'n'rollig oder boogiemäßig – die STORMTROOPERS selbst reden, vermutlich augenzwinkernd, von „Bulldozer-Rock'n'Roll“. Ich nenne es Bierzeltmusik, die mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, außer den musikalischen Mitteln selbst, darauf hinweisen muss, dass sie lustig, nicht ganz ernst gemeint und eben augenzwinkernd ist. Schließt man nun die Augen, hört man Lieder, die nie die trashige Klasse ihres Posters und aller damit verbundenen Assoziationen erreichen. Lieder, die auf einer Ü40-Feier im gekachelten Partykeller zwischen SLADE und STATUS QUO laufen und dort nur dadurch auffallen, dass die Tanzfläche sich leert, weil alle schnell mal noch ein Getränk holen gehen. Das ist schade, weil ich den Ansatz der STORMTROOPERS eigentlich mag. Doch dieses comichaft Übersteigerte müsste eine originelle musikalische Entsprechung finden, die „On Fire“ leider völlig abgeht. Meine Mitbewohnerin hatte die STORMTROOPERS übrigens damals live im Vorprogramm von WIZO entdeckt und fand sie so unterhaltsam, dass sie das Poster einfach mitbringen musste. Trotz des für mich enttäuschenden Albums kann ich mir immer noch vorstellen, dass ich an ihrer Stelle hätte ähnlich handeln müssen. Das Auge isst eben nicht nur mit, es hört auch zu.
Jay
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