COR-lieber-tot-als-sklaveSeid Ihr bereit frei zu sein?

Eine Band wie ein Faustschlag. Ich kann mich noch erinnern, als ich COR von Rügen das erste Mal im Tommy-Haus in Berlin gesehen habe. Da sprang ein verrückter, voll tätowierter Mann von der Bühne durch das Publikum und brüllte dabei in das Mikro, während seine Band einen brutalen Sound aus Punkrock, Hardcore und Metal spielte. Seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen. Die Band ist sich stets treu geblieben; an ihrer Härte, ihren Aussagen und ihrer Attitüde hat sich nichts geändert. Sie gehen ihren eigenen Weg, auch wenn es schwer fällt - wenn es eine Band gibt, die das tut und der ich das abnehme, dann sind das COR.

Sie lassen sich nicht kaufen oder verbiegen, sondern machen alles DIY. Auf ihrem selbst bestimmten Weg begegnen sie immer mehr Menschen, sodass COR mittlerweile deutschlandweit bekannt sind und auch im Ausland Fans gefunden haben. So tourten sie 2014 beispielsweise als erste deutsche Rockband durch Kuba (der WAHRSCHAUER berichtete).


Schon der Titel ihrer aktuellen Platte “Lieber tot als Sklave“ ist Provokation. Wir sind doch alle Sklaven! Sklaven der Zeit, Sklaven des Kapitals, Sklaven der eigenen Gier. Wer von uns macht wirklich zu 100 % das, was er will? Vielleicht kann man nicht immer alles ändern, aber sich zu hinterfragen und Prioritäten zu setzen, was einem wichtig ist, das ist essenziell und der erste Schritt Richtung Freiheit! Für die entsprechende Motivation sorgt der Opener “Unregierbar“: 'Wir sind unregierbar. Wir sind unkontrollierbar. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wir sind gleich, wir sind frei!''. Es folgt “Lieber tot als Sklave“, der in die gleiche Bresche haut.

Alle Songs sind kraftvoll verpackt in der special Mischung aus Trashrock, Punkrock und Hardcore. Die Aufnahme ist die beste aller bisherigen COR-Alben! Die Titel sind sofort zugänglich, der Sound hart. Das Schlagzeug schlägt brutal zu, die Gitarre begleitet treibend und der Bass brummt seine böse Melodie dazu. Friedemann singt die Lieder voller Inbrunst, er lebt und verkörpert sie. Das Thema Freiheit durchzieht die Platte wie ein roter Faden. Freiheit hat viele Facetten, wie in “Schlachtfeld“ (wo die Leute, die sich prügeln und töten wollen, eingesperrt werden, um sich frei am anderen gütlich zu tun. Die anderen bleiben frei und werden nicht unterdrückt.) Ein anderes Beispiel folgt in “Business“, wo die Band in kurzen, prägnanten Worten das Musikbusiness beschreibt. Lieber frei sein vom Business, Tot dem Musikgeschäft! Weitere Facetten findet Ihr in “Frei Sein“ oder auch in “Mischling“, was als Nachfolger des Songs “Bastard“ vom Album “Herztier“ angesehen werden könnte.

Frei sein… seid Ihr bereit? Fragt Friedemann im gleichnamigen Titel. Sind wir bereit? Sind wir bereit, unsere Angst und unser (politisch und mediengesteuertes) Sicherheitsbedürfnis aufzugeben? Sind wir bereit für unser Leben gerade zu stehen? Für alles was wir tun?

“Lieber tot als Sklave“ ist die Essenz der bisherigen Bandgeschichte von COR. Es ist das, was die Band denkt, fühlt und lebt. Die Scheibe ist ein Schrei nach Freiheit…wird er erhört?

(Rügencore Records / Cargo Records - VÖ: 23.01.2015)

Frank

TIPP: Interview und Song auf dem Sampler siehe aktueller WAHRSCHAUER #63!