kmpfsprtDas Leben ist nicht immer fair.

Wenn der Freund eines Freundes mit voller Überzeugung behauptet, dass die Rheinländer mit "Jugend mutiert" nichts weniger als "das beste deutschsprachige Album des Jahres" abgeliefert haben, dann ist das zunächst mal ein nettes Kompliment - aber eigentlich auch noch nicht mehr, so im gerade erwachenden Frühjahr. Oder? Nunja, bedenkt man, dass sie nach der Meinung des Freund des Freundes immerhin die schon lange etablierten und mit Begeisterung überschütteten Landsleute von MASSENDEFEKT und den BROILERS ausgestochen haben, lässt das Lob ja doch aufhorchen. Und hat er Recht, der Freundfreund? Jein.

Er hat Recht in seiner Begeisterung für dieses Album, denn in den meisten Momenten liefern die Herren das ab, was JUPITER JONES mal konnten, als sie noch nicht ständig im Radio laufen wollten: Viele Kluge Sätze in viele spannende, wunderbar verschrammelte Gitarrenarrangements packen - ohne dabei nerdig oder gar gewollt zu klingen. "Jugend mutiert" ist so stilistisch das Album, das MUFF POTTER hätten abliefern müssen, um nicht als intellektueller Indiehaufen, sondern als lebendige, authentische Punkrockkapelle mit dem Schlag bei der Studentenschaft in Erinnerung zu bleiben. Haben sie nicht, stattdessen sammeln jetzt hoffentlich KMPFSPRT diejenigen ein, die nicht nur Refrains brüllen, sondern auch Booklets lesen wollen - mit geballter Faust in der Tasche. Die Kölner wissen, wie man Hits schreibt - und wer noch nicht weiß, wie man Kampfsport ohne Vokale schreibt, sollte es schnell lernen. Denn noch gehört diese Band "uns". Denen mit dem guten Geschmack und den festen Werten. Bald werden auch die anderen KMPFSPRT entdecken und sie vielleicht sogar für sich vereinnahmen. Dann laufen sie im Radio, weil sie viel zu gut für den "Underground" sind. Dann müssen wir sie doof finden, obwohl sie ja eigentlich nur immer größer werden - und wahrscheinlich noch hunderte Ideen für schlaue Sätze in spannenden Arrangements haben, die sie alle gar nicht auf "Jugend mutiert" unterbringen konnten. Jedenfalls klingt das Album so, als wären ihnen einfach nie die Ideen ausgegangen. Mein Freundfreund findet inzwischen auch die BROILERS doof und das geht ihm tierisch auf die Nerven. Das Leben ist nicht immer fair.

Uncle M - VÖ: 31.1.2014

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